Musealie des Monats #5

Ein Wappen als Erinnerungsstück

In unserer Reihe „Musealie des Monats“ stellt Sarah Lex, zuständig für unsere Museumssammlung, jeden Monat Gegenstände aus unserem Depot vor, die für die Öffentlichkeit momentan nicht sichtbar sind.

Wappen der Stadt Fulnek im Archiv des Erinnerungsortes BADEHAUS

Diesmal wird das Wappen der Stadt Fulnek vorgestellt, die im 13. Jh. von deutschen Siedler*innen gegründet wurde. Links oben ist die Burg von Fulnek zu sehen. Sie wurde zum Schutz des Handelswegs Mährisch-Weißkirchen-Troppau errichtet. Rechts oben und links unten sind mehrere Garben, also Bündel von Getreideähren, zu sehen, die wohl den fruchtbaren Boden im Regierungsgebiet von Fulnek widerspiegeln sollen. In der Mitte ist die Krone des Adelsgeschlechts der Krawarne zu sehen. Die Krawarn waren im 14. und 15. Jahrhundert eine einflussreiche Adelsfamilie in Böhmen und Mähren. Die heute unter Heimatvertriebenen noch geläufige Bezeichnung „Kuhländchen“, leitet sich vom tschechischen Kravarsko ab. Diese Bezeichnung wurde im Tschechischen für die von den Krawarn regierte Region verwendet. Auch Pfeil und Bogen, die rechts unten zu sehen sind, beziehen sich auf die Krawarn. Pfeil und Bogen wurden in osteuropäischen Wappen wie Schriftzeichen dargestellt. Das Symbol stammt aus dem Familienwappen und steht ebenso wie die Burg für Verteidigungsfähigkeit und -bereitschaft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden deutsche Siedler*innen aus Fulnek vertrieben. So auch die Eltern von Walter Kresta. Er erinnert sich, dass das Wappen in seiner Kindheit im Waldramer Haus zunächst in der Küche, dann im Flur und schließlich, nach dem Tod seiner Mutter, auf dem Nachttisch seines Vaters stand. Für seine Eltern war es ein wichtiges Erinnerungsstück an die Herkunft und ehemalige Heimat. Nach ihrem Tod vermachte er das Wappen zusammen mit anderen Gegenständen dem Erinnerungsort BADEHAUS.

Auf dem Foto: Wappen aus dem Archiv des Erinnerungsortes BADEHAUS; Copyright: Sarah Lex/ Jonathan Coenen.

 

In unserer Veranstaltung am 25. Juni ab 18 Uhr soll mit „Fremd.Sein.Heimat“ der Zwiespalt zwischen mitgebrachter Heimat, Tradition und dem Wunsch bzw. Druck sich zu assimilieren thematisiert werden, den viele Heimatvertriebene erlebt haben. In dem Theaterstück findet ein Geschwisterpaar einen Koffer der verstorbenen Tante, durch dessen Inhalt sie mehr über die Vertreibung der Familie aus dem Böhmerwald erfahren. Aber nicht nur der Inhalt, auch der Koffer selbst kann Geschichten erzählen, wie die von Familie Kresta aus Waldram.