Nachruf auf den Zeitzeugen Max Roderer

„Sie waren alle am Verhungern. Der Reihe nach ist einer herausgefallen, ob sie tot waren, weiß ich nicht.“ Mit diesen Worten erinnerte sich Max Roderer an den Todesmarsch der Dachauer KZ-Häftlinge, die in den letzten Kriegstagen durch Wolfratshausen getrieben wurden.

„Er war damals 9 Jahre alt und sah, wie die SS ihre Schäferhunde auf die erschöpften Menschen hetzte. „Es war so furchtbar, dass ich mir damals geschworen habe: Du ziehst nie in deinem Leben eine Uniform an!“ Dann musste er als Ministrant mithelfen, die Toten auf dem Nantweiner Friedhof in einem Massengrab zu beerdigen.

Max Roderer konnte sehr anschaulich vom Einmarsch der Amerikaner, von Bombardierungen, Beschlagnahmen und Plünderungen berichten, auch von den Vorurteilen der Einheimischen gegenüber Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen: „Da hat auch Neid mitgespielt. Die Flüchtlinge haben Kredite bekommen, damit sie sich wieder etwas aufbauen können und sie waren alle fleißig und haben etwas auf die Beine gestellt, das hat man doch gesehen in Geretsried.“

Der Wolfratshauser Zeitzeuge wurde 1935 in der Badstraße geboren. Sein Vater war Drucker beim „Wolfratshauser Tagblatt“, später Bauarbeiter. Weil er kein Parteimitglied in der NSDAP war, musste die Familie einige Nachteile in Kauf nehmen. Aus der Schulzeit sind Max Roderer die täglichen Führersprüche und Fahnenappelle in Erinnerung geblieben. Auch die französischen Rüstungsarbeiterinnen, die durch das Hantieren mit Pikrinsäure gelb verfärbte Haut und Haare hatten und im Volksmund als „Kanarienvögel“ verspottet wurden, standen ihm noch lebhaft vor Augen. Während der jüdischen DP-Zeit transportierte er mit einem Heuwagen Lebensmittel vom Bahnhof ins Lager Föhrenwald und verdiente sich damit ein gutes Taschengeld. 1965 zog er dann mit seiner Familie selbst nach Waldram, wie der Ort seit 1957 heißt. Dort hat er sich mit seiner Frau und den drei Kindern gut eingelebt, war mit seiner umgänglichen Art recht beliebt sowie als Glasbläser von Weihnachtsschmuck sehr geschätzt und bekannte: “Ich bin eigentlich Wolfratshauser, aber ich fühle mich als Waldramer.“ Am 17. Februar ist Max Roderer mit 89 Jahren gestorben. In unseren Medienstationen im BADEHAUS werden seine Erinnerungen bewahrt.

Foto: Ausschnitt aus dem Zeitzeugeninterview mit Max Roderer. Copyright: Erinnerungsort BADEHAUS