Musealie des Monats #8

Das „Sphygmomanometer“

In unserer Reihe „Musealie des Monats“ stellt Sarah Lex, zuständig für unsere Museumssammlung, Gegenstände aus unserem Depot vor, die für die Öffentlichkeit momentan nicht sichtbar sind.

„Sphygmomanometer“ ist der Fachbegriff für „Blutdruckmessgerät“. Dieses „Sphygmomanometer“ wurde einst von Dr. Boris Pliskin, dem Arzt des DP Lagers Föhrenwald, verwendet. Sein Sohn Prof. Joseph Pliskin hat es vor vielen Jahren in Israel bei den Gegenständen seines Vaters entdeckt und dem Erinnerungsort BADEHAUS geschenkt. Dieses alte Messgerät funktioniert im Gegensatz zu modernen Geräten noch mit Quecksilber.

Musealie Sphygmomanometer Erinnerungsort BadehausDr. Sybille Krafft hat in unserem Buch „LebensBilder. Porträts aus dem jüdischen DP-Lager Föhrenwald“ von der Geschichte der Familie Pliskin berichtet. Hier nur in aller Kürze: Boris wird Anfang des 20. Jahrhunderts in Weißrussland geboren. Er studiert Medizin und arbeitet als Arzt, bis er von deutschen Soldaten verschleppt und in Konzentrationslager deportiert wird. Ihm gelingt zweimal die Flucht, beide Male wird er jedoch erneut inhaftiert. Im Zwangsarbeitslager Janowska lernt er seine spätere Frau Dorota kennen, die ebenfalls bereits mehrere Konzentrationslager hinter sich hat. Dem Paar gelingt die Flucht und sie schließen sich den Partisanen an. Boris Pliskin überlebt die Schoah als Einziger seiner Familie.

Nach dem Krieg kommt in München ihr Sohn Joseph auf die Welt. Dr. Boris Pliskin wird Chefarzt des DP Lagers Föhrenwald und medizinischer Leiter in der US-amerikanischen Hilfsorganisation JOINT. In dieser Funktion ist er für alle bayerischen DP Camps zuständig. 1950 wandert die Familie nach Israel aus, wo Dr. Boris Pliskin nach 9 Jahren stirbt.

Auf dem Foto: Sphygmomanometer aus der Sammlung des Erinnerungsortes BADEHAUS. Copyright: Justine Bittner.

 

Die Geschichte eines besonderen Mediziners wird auch am 11. Dezember um 18 Uhr im Erinnerungsort BADEHAUS vorgestellt. Dr. Ronen Steinke erzählt in seinem Buch „Der Muslim und die Jüdin“ die Geschichte eines muslimischen Arztes, der eine Jüdin vor Deportation und Tod rettete. Dr. Mohammed Helmy ist dafür bis heute als einziger Araber in der Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt worden.