Musealie des Monats #1

Eine Menora aus Föhrenwald?

Einige historische Gegenstände, die dem Erinnerungsort BADEHAUS geschenkt oder geliehen wurden, können nicht in der Dauerausstellung gezeigt werden, weil sie erst nach der Eröffnung zu uns gelangten oder aus Platzgründen nicht aufgestellt werden können. Solche Gegenstände werden unter anderem für künftige Sonderausstellungen sorgfältig aufbewahrt, sind jedoch für die Öffentlichkeit momentan nicht sichtbar. Deshalb wird nun unsere Sammlungsverwalterin Sarah Lex jeden Monat einen anderen Gegenstand und dessen Geschichte in unserer neuen Reihe „Musealie des Monats“ vorstellen.

Menora aus dem DP-Lager Föhrenwald Erinnerungsort BADEHAUS

Unsere Februarveranstaltung steht unter dem Motto „Licht an für mehr Menschlichkeit“. Passend dazu befindet sich in unserer Museumssammlung eine Menora, ein siebenarmiger, baumförmiger Leuchter. Im Gegensatz zur Chanukkia, dem neunarmigen Leuchter, der jedes Jahr an Chanukka entzündet wird, hat die Menora heute keine rituelle Bedeutung mehr. Sie ist jedoch neben dem Davidstern eines der wichtigsten Symbole des Judentums und Teil des israelischen Staatswappens. Menoroth werden zwar im Festkreis nicht mehr benutzt und auch nicht mit Kerzen bestückt, aber dies aus gutem Grund: aus der Trauer über die Zerstörung des Tempels, in der das Original einst stand.

Geschenkt wurde der Leuchter dem Erinnerungsort BADEHAUS von Frau Amalie Gehring, die als Kind oft im jüdischen Displaced Persons Camp Föhrenwald war, um dort am Schabbat Feuer zu machen. Streng religiöse Juden und Jüdinnen dürfen am Sabbat keinerlei Arbeiten verrichten – auch kein Feuer machen. Daher holten Sie sich in Föhrenwald Hilfe von der nicht jüdischen Bevölkerung, von einem sogenannten „Schabbes-Goi“ – wie Frau Gehring. Sie hatte später die Menora von ihrer Tante Maria Nöbauer geschenkt bekommen, die ebenfalls häufig in Föhrenwald war, um dort für die Lagerbewohner*innen Wäsche zu waschen. Frau Gehring weiß zwar nicht mit Sicherheit, ob die bereits verstorbene Tante den Leuchter aus dem DP-Lager Föhrenwald hatte, aber sie geht stark davon aus, weil die katholische Frau sonst keinen Bezug zum Judentum hatte. Frau Gehring erinnert sich daran, dass solche Menoroth damals überall im DP-Lager Föhrenwald zu sehen waren.

Auf den Foto: Menora von Frau Gehring. Copyright: Justine Bittner.

 

Besuchen Sie unsere Veranstaltung im Februar bei der unsere neue Außenausstellung „Das Leuchtenfeld“ mit 36 Leuchten aus Rettungswesten von Asylsuchenden eröffnet wird: