Die Ausstellung gibt anhand historischer Bilddokumente einen berührenden Einblick in die Nachkriegskindheit in Oberbayern, indem sie zwei Zeitschichten aus der Geschichte des Ortes gegenüberstellt.
Displaced Persons
Im Wolfratshauser Forst entstand nach dem Zweiten Weltkrieg eines der größten und das am längsten bestehende Lager für jüdische Displaced Persons (DPs) in ganz Deutschland. Heimatlos gewordene Juden aus Osteuropa warteten hier auf ihre Ausreise nach Palästina/Israel oder hofften, in einem anderen Land ein neues Leben beginnen zu können. Sie bezeichneten sich selbst als „She’erit Hapletah”, was soviel bedeutet wie „Rest der Geretteten”.
Das DP-Lager Föhrenwald war das letzte „Schtetl” in Europa. Nach Kriegsende entwickelte sich hier unter UN-Verwaltung eine autonome Gemeinschaft mit einer vielschichtigen Infrastruktur. Die amerikanisch-jüdische Hilfsorganisation JOINT baute Kindergärten, Schulen, Sport- und Ausbildungsstätten. Es gab ein Kino, ein Theater, ein Krankenhaus und sogar eine eigene Lagerzeitung. Im Lauf von zwölf Jahren lebten, weitgehend abgeschirmt von der Außenwelt, Tausende Menschen in dieser Enklave jüdischen Lebens.
Im Februar 1957 mussten die letzten DPs das Lager verlassen. Sie wurden v.a. in München, Frankfurt a. M., Düsseldorf und Köln untergebracht.
Heimatvertriebene
1955 kaufte das Katholische Siedlungswerk die Liegenschaft, um Wohnraum für Vertriebene zu schaffen. Während die Umbauarbeiten im nördlichen Teil des Lagers auf Hochtouren liefen, wohnten die letzten DPs in den baufälligen Häusern des anderen Lagerteils. Kontakte zwischen den jüdischen Bewohnern, die das Lager nun endgültig verlassen mussten, und den frisch eingezogenen Siedlern waren selten, es gab gegenseitiges Misstrauen und Spannungen.
Die neuen Bewohner waren meist katholische, kinderreiche Familien, die als Folge des Zweiten Weltkriegs 1946 aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Sie kamen aus Böhmen und Mähren, Jugoslawien, Rumänien, Ostpreußen, Schlesien, Siebenbürgen, dem Sudetenland, Österreich und Ungarn. Nach mehreren Zwischenstationen in Deutschland konnten sie sich, zehn Jahre nach ihrer Vertreibung, im Isartal ein neues Leben aufbauen. 1957 wurde Föhrenwald in Waldram umbenannt. Zunehmend fanden hier auch nichtkatholische und nicht aus ihrer Heimat vertriebene Menschen ein neues Zuhause.
Wanderausstellung
Seit 2020 ist die Ausstellung mit dem Titel „Die Kinder von Föhrenwald und Waldram“ neu zweisprachig aufgelegt in Deutsch und Englisch als Wanderausstellung bei uns buchbar.
Bisherige Stationen:
April 2017: Fachberatung Heimatpflege, Maierhof des Klosters Benediktbeuern
April – August 2022: Haus des Deutschen Ostens, München
Die Ausstellung ist dauerhaft im Außenbereich des Erinnerungsortes BADEHAUS zu sehen.