Kann Spuren von Heimat enthalten

Eine Ausstellung über Essen und Trinken, Identität und Integration der Deutschen des östlichen Europa

Hungerjahre und Überfluss, Familienrezepte, die Wiedergründung von Firmen und die Herstellung altbekannter Produkte, Identitätserhalt und Integration – all das bestimmte das Leben und den Alltag vieler Deutscher aus dem östlichen Europa, ob sie nach 1945 als Flüchtlinge und Vertriebene oder im Lauf der folgenden Jahrzehnte als Aussiedler und Spätaussiedler nach Deutschland kamen.

Ob böhmische Knödel, Königsberger Klopse, Karlsbader Oblaten, Liegnitzer Bomben, Süßes mit Streuseln oder Mohn aus Schlesien oder das berühmte Schlesische Himmelreich – mit solchen Speisen verbinden viele Menschen aus dem östlichen Europa ein Stück Heimat.

Exponat Kaffeemühle Kann Spuren von Heimat enthalten

Mehr als 800 Jahre zurück reicht die Geschichte der Deutschen des östlichen Europas. Vom Baltikum im Norden bis nach Südosteuropa erstreckten sich ihre Siedlungsgebiete. Die Vielfalt der Landschaften, des Klimas, der Böden, der Wälder, Meere, Seen und Flüsse, aber auch die Besitzverhältnisse, hatten einen entscheidenden Einfluss auf die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die daraus resultierende Ernährung der Bevölkerung. Aber auch leichte oder schwere körperliche Arbeit, Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht, Reichtum oder Armut bestimmten den täglichen Speisezettel. Über die Jahrhunderte entwickelten die deutschen Bewohner in jedem Land und jeder Region eigene Rezepte für Speisen und Getränke. Vielerorts ließen und lassen sich die kulinarischen Grenzen nicht mehr eindeutig ziehen. Die gegenseitige Beeinflussung in der Küche ist in den Erzählungen, den Rezeptheften und Kochbüchern spürbar.

Wie viel von dieser kulinarischen Vielfalt, aber auch von Produkten und Firmen, hat nach Flucht und Vertreibung den Weg ins Deutschland der Nachkriegszeit gefunden? Was wird heute bei uns gekauft, gegessen, genutzt, ohne dass über Herkunft oder ursprüngliche Produktionsstätten nachgedacht wird? Wie viel hat das jeweilige kulinarische Erbe zum Erhalt der Identität der Deutschen aus dem Baltikum, aus Ostpreußen, Pommern, Russland, Schlesien, Böhmen, Mähren, der Slowakei, Ungarn, Jugoslawien oder Rumänien beigetragen? Wie konnten mitgebrachte Küchentraditionen und neu gegründete Produktionsstätten die Integration in die westdeutsche Gesellschaft erleichtern?

Exponat Kochbuch Kann Spuren von Heimat enthalten

Die Sonderausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ vom Haus des Deutschen Ostens in München geht diesen Fragen nach. Sie befasst sich mit sich mit dem breiten Thema Essen und Trinken, Alltag, Identität und Integration. Es geht um die Lebenswirklichkeit der Flüchtlinge nach 1945 sowie der Aussiedler in späteren Jahren. Die Ausstellung wirft einen Blick auf die Hungerjahre in der Nachkriegszeit wie auch auf die Überflussgesellschaft, auf welche die Spätaussiedler anfangs trafen. Viele heute noch bekannte Firmengründungen der Nahrungs- und Genussmittelherstellung gehen auf Deutsche aus dem östlichen Europa zurück. Damit haben diese Unternehmen wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Aufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und darüber hinaus. Ein genauer Blick in die Regale der Supermärkte zeigt, dass heute noch viele „ostdeutsche Spuren“ in den Auslagen zu finden sind. Präsentiert werden Familienrezepte, typische Gerichte, selbst gebaute Möbel, mitgebrachte Küchengeräte und vieles mehr.

Im Erinnerungsort BADEHAUS wird die Ausstellung um Exponate, Familienbiographien und Zeitzeugeninterviews aus der Heimatvertriebenensiedlung Waldram ergänzt. Im Rahmen eines Festaktes zu „65 Jahre“ Waldram wurde sie am 6. November 2022 feierlich eröffnet.

 

Kochbuch

Pilav, Piroggen, Pilzsuppe, das Schlesische Himmelreich oder die allseits beliebten Königsberger Klopse, Streuselkuchen oder Harlekinschnitten – erstmals wird die große Bandbreite der kulinarischen Vielfalt der Deutschen des östlichen Europa in einem Kochbuch vereint. Aus dem Baltikum, aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Böhmen und Mähren, aus der Slowakei, der Bukowina, von den Russlanddeutschen, Donauschwaben und Siebenbürger Sachsen stammen die typischen Rezepte, die für viele eine unersetzliche Erinnerung an die einstige Heimat der Familie bedeuten. Fotografisch genussvoll in Szene gesetzt, verführen die Rezepte zum Nachkochen. Vielleicht sind ja auch Spuren Ihrer Heimat dabei…

Das Kochbuch ist für 24,90€ an der Kasse erhältlich.

 

Weitere Details finden Sie in den verlinkten Presseartikeln unter dem Tab „Details“, fotografische Eindrücke unter dem Tab „Galerie“.

 

Gefördert durch:

Förderer Kann Spuren von Heimat enthalten

Textquelle: Haus Schlesien, Königswinter. Fotos: Eine Kaffemühle und ein Kochbuch aus Waldram. Copyright: Justine Bittner, Jonathan Coenen.

  • 6. November 2022
  • Datum: 6. November 2022 verlängert bis 18. Juni 2023
  • Eintrittspreise und Öffnungszeiten zusammen mit der Dauerausstellung
  • Eine Wanderausstellung des Hauses des deutschen Ostens
  • Projekteam am Erinnerungsort BADEHAUS: Justine Bittner, Jonathan Coenen, Dr. Sybille Krafft, Sarah Lex, Maria Mannes, André Mitschke und Rhiannon Moutafis.