"Wir lebten in einer Oase des Friedens..."
Die jüdische Mädchenschule in Wolfratshausen entwickelte sich in der NS-Zeit zu einem Zufluchtsort für junge Frauen aus dem ganzen Deutschen Reich, die vor Anfeindung und Ausgrenzung Schutz suchten oder sich auf ihre Auswanderung vorbereiten mussten. In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurden alle Schülerinnen und Lehrerinnen vertrieben – „Wolfratshausen ist judenfrei!“ titelte damals die Lokalzeitung.
Die Schule
Es war eine besondere Schule in einer besonderen Zeit. Ursprünglich sollten hier die jungen Frauen lernen, einen jüdischen Haushalt nach rituellen Regeln zu führen, und sich auf weiterführende wirtschaftliche, soziale und pädagogische Berufe vorbereiten.
Während der NS-Zeit entwickelte sich die Schule (im ehemaligen Hotel Reisert) dann zu einem Zufluchtsort. Junge Mädchen aus dem gesamten Deutschen Reich kamen hierher, um sich vor Anfeindung und Ausgrenzung zu schützen oder sich auf ihre Auswanderung vorzubereiten.
Die landwirtschaftliche Ausbildung, die in Wolfratshausen einen besonderen Stellenwert einnahm, wurde später für viele Schülerinnen geradezu überlebensnotwendig, bildete sie doch eine der Voraussetzungen für ein Visum ins rettende Ausland.
In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurden alle Schülerinnen und Lehrerinnen gewaltsam vertrieben. Die Schule wurde geschlossen.
Die Zeitzeuginnen
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Erinnerungen ehemaliger Schülerinnen, die in Israel, USA, England und Kanada mit der Kamera aufgezeichnet wurden.
Ihre Lebenswege und Geschichten vermitteln einen bewegenden, sehr persönlichen Eindruck von der damaligen Zeit. Erinnert wird aber auch an all die Schülerinnen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Die Ausstellung
Die multimediale Ausstellung thematisiert das Schicksal jüdischer Familien in der NS-Diktatur aus der besonderen Sicht der Frauen und Kinder. Als damals wegweisendes Modellprojekt ist die Schule auch heute von überregionaler Bedeutung.
Die Wanderausstellung ist für Museen, Schulen und Gemeindezentren konzipiert; Bildtafeln, Skulpturen, Video- und Hörstationen vermitteln einen vielschichtigen Zugang zum Thema. Ergänzend sind didaktische Unterrichtsmaterialien vorhanden.
Ein Begleitband ist im Verlag Dölling & Galitz in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit erschienen.
Die Ausstellung wurde bereits in ganz Deutschland gezeigt und mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet. Zu ihrer 50. Station kommt sie wieder zurück nach Wolfratshausen und wird im Erinnerungsort BADEHAUS gezeigt.
Details
Laufzeit
8. März 2024 - 21. September 2024
Zu den Öffnungszeiten des Museums:
Freitag 9-17 Uhr
Samstag & Sonntag 13 - 17 Uhr
Ort und Preis
Im Gartengeschoss
des Erinnerungsort BADEHAUS
Im Eintrittspreis enthalten
Führungen
Sonderführungen nach Vereinbarung
Für Schulklassen bestens geeignet
Weitere Infos
Eine Wanderausstellung des
Historischen Vereins Wolfratshausen (HVW)
Projektteam am Erinnerungsort BADEHAUS:
Justine Bittner, Jonathan Coenen
Dr. Sybille Krafft, Liesa Lahne
In Kooperation mit dem HVW
Fotos Copyright: Leo Baeck Institute New York