Vernissage mit Künstlergespräch und Videoclips sowie einem Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm „Heimatwelten – der schöne Schein“:
„Eigentlich bin ich mein Leben lang auf der Flucht.“ Diesen Satz sagte Michael von Brentanos Mutter im Alter von 86 Jahren.
Im Sommer 1945 musste Margit im Alter von 13 Jahren aus ihrer Heimat im Sudetenland fliehen. Zwei Jahre war sie mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter unterwegs. Dabei erlebte sie Traumatisches, was ihr weiteres Leben nachhaltig prägte.
Seit den späten 1970er Jahren hatte sie unzählige Reisen in nahezu alle Erdteile unternommen.
Im Nachlass seiner Mutter fand Michael von Brentano mehrere Kisten mit rund 4700 Fotografien, die sie unterwegs gemacht hatte. Er sichtete sie, wählte 162 davon aus und schuf zusammen mit Elementen früherer Arbeiten eine mehrteilige Installation als Intervention in der Dauerausstellung im Erinnerungsort BADEHAUS.
Emotionen begleiteten die intensive Spurensicherungsarbeit. Dann setzte er die Sicht seiner Mutter auf die Welt in Beziehung zu seiner eigenen als bildender Künstler. So schafft er die nötige professionelle Distanz.
Das Werk steht exemplarisch für die unzähligen verlorenen Heimaten in Geschichte und Gegenwart, und die Traumata, die daraus entstehen. Jeder Mensch, der seine Heimat verlassen muss, ist gezwungen in die Heimaten anderer Menschen einzudringen. Oft verliert er dabei unwiederbringlich seine Identität.
Bei der Vernissage wurden auch Ausschnitte aus dem Dokumentarfilm „Heimatwelten. Der schöne Schein“ von Dr. Sybille Krafft gezeigt, in dem Michael von Brentano porträtiert wird. Im Anschluss fand ein Empfang statt.
Weitere Informationen zur Künstlerischen Intervention:
Copyright Fotos: Studio Michael von Brentano; Kerstin Stelter Photography und Justine Bittner.