Zeitzeugengespräch mit Majer Szanckower
Das jüdische Displaced-Persons Lager Föhrenwald (heute Waldram) wird Majer Szanckowers erste Heimat. Hier beginnen seine Erinnerungen. Er kennt jedes Gebäude: das „Betstibl“ neben der Hauptsynagoge oder das Haus mit den Arkaden, das Kino in dessen Vorraum seine Eltern ein Kiosk betrieben. Sein Lieblingsplatz aber ist draußen: auf den Straßen, an der Loisach, an der Isar, im Wald, am „Independence Place“ vor dem Badehaus.
Nach sechs Jahren verlässt die Familie 1957 als einer der letzten jüdischen Bewohner Föhrenwald. Die Lagersprache Jiddisch behält er bei – im alltäglichen Austausch mit Freunden und bis zu seiner heutigen Tätigkeit als Verwalter des Jüdischen Friedhofs in Frankfurt a.M.: Er spricht Besucher, die Gräber ihrer Verwandten aufsuchen, gern in Jiddisch an. Dann „glänzen ihre Augen.“
Im Gespräch mit der BADEHAUS-Vorsitzenden Dr. Sybille Krafft erzählte Majer Szanckower von der Überlebensgeschichte seiner Familie in der Shoah und von seiner Kindheit in Föhrenwald. Der Abend wurde durch einen Impulsvortrag der 24-jährigen Rhiannon Moutafis, Doktorandin am Erinnerungsort BADEHAUS ergänzt. Außerdem stellte unser Vorstandsmitglied Eva Greif neue museumspädagogische Materialien vor. Herzlichen Dank an Hans-Christian Hauser, Künstlerische Leitung des Isny Opernfestivals und
Elsa Kodeda, Lehrerin an der Musikschule Geretsried, für die musikalische Begleitung mit jiddischen Liedern.
In Kooperation mit dem „Widen the Circle“-Netzwerk der Obermayer Stiftung nehmen wir diese Veranstaltung anlässlich der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus zusätzlich in unser Programm der „Begegnungen im BADEHAUS“ auf.
Auf dem Foto im Banner: Majer Szanckower mit anderen Kindern in Föhrenwald. Copyright: Privat
Porträt: Majer Szanckower Copyright: Justine Bittner