„Wir lebten in einer Oase des Friedens…“

Die jüdische Mädchenschule in Wolfratshausen entwickelte sich in der NS-Zeit zu einem Zufluchtsort für junge Frauen aus dem ganzen Deutschen Reich, die vor Anfeindung und Ausgrenzung Schutz suchten oder sich auf ihre Auswanderung vorbereiten mussten. In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurden alle Schülerinnen und Lehrerinnen vertrieben – „Wolfratshausen ist judenfrei!“ titelte damals die Lokalzeitung.

Die Schule

Hotel Reisert Postkarte Wolfratshausen

Wolfratshausen mit Schulgebäude, ehemals Hotel Reisert, Postkarte 1905

Es war eine besondere Schule in einer besonderen Zeit. Ursprünglich sollten hier die jungen Frauen lernen, einen jüdischen Haushalt nach rituellen Regeln zu führen, und sich auf weiterführende wirtschaftliche, soziale und pädagogische Berufe vorbereiten.

Während der NS-Zeit entwickelte sich die Schule dann zu einem Zufluchtsort. Junge Mädchen aus dem gesamten Deutschen Reich kamen hierher, um sich vor Anfeindung und Ausgrenzung zu schützen oder sich auf ihre Auswanderung vorzubereiten.
Die landwirtschaftliche Ausbildung, die in Wolfratshausen einen besonderen Stellenwert einnahm, wurde später für viele Schülerinnen geradezu überlebensnotwendig, bildete sie doch eine der Voraussetzungen für ein Visum ins rettende Ausland.
In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurden alle Schülerinnen und Lehrerinnen gewaltsam vertrieben. Die Schule wurde geschlossen.

Die Zeitzeuginnen

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Erinnerungen ehemaliger Schülerinnen, die in Israel, USA, England und Kanada mit der Kamera aufgezeichnet wurden.
Ihre Lebenswege und Geschichten vermitteln einen bewegenden, sehr persönlichen Eindruck von der damaligen Zeit. Erinnert wird aber auch an all die Schülerinnen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Die Ausstellung

Die multimediale Ausstellung thematisiert das Schicksal jüdischer Familien in der NS-Diktatur aus der besonderen Sicht der Frauen und Kinder. Als damals wegweisendes Modellprojekt ist die Schule auch heute von überregionaler Bedeutung.
Die Wanderausstellung ist für Museen, Schulen und Gemeindezentren konzipiert; Bildtafeln, Skulpturen, Video- und Hörstationen vermitteln einen vielschichtigen Zugang zum Thema. Ergänzend sind didaktische Unterrichtsmaterialien vorhanden.
Ein Begleitband ist im Verlag Dölling & Galitz in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit erschienen.

Die Ausstellung wurde bereits in ganz Deutschland gezeigt und mit dem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet. Zu ihrer 50. Station kommt sie wieder zurück nach Wolfratshausen und wird im Erinnerungsort BADEHAUS gezeigt.

 

In Kooperation mit dem historischen Verein Wolfratshausen.

Fotos Copyright: Leo Baeck Institute New York

  • 28. April 2024
  • Datum: 8. März 2024 bis 22. September 2024
  • Eintrittspreise und Öffnungszeiten zusammen mit der Dauerausstellung
  • Sonderführungen sind nach Vereinbarung möglich; auch für Schulklassen bestens geeignet
  • Eine Wanderausstellung des Historischen Vereins Wolfratshausen
  • Projektteam am Erinnerungsort BADEHAUS: Justine Bittner, Jonathan Coenen, Dr. Sybille Krafft, Liesa Lahne